Gewalt und Missbrauch, Pressemitteilung, Schutz

Bedeutender Fortschritt beim Zentrum für Safe Sport: Aufgabenportfolio und Fahrplan zum Aufbau stehen

Berlin, 31. August 2023. Der breit angelegte Stakeholderprozess des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) zum Zentrum für Safe Sport endete heute nach acht Monaten mit der Vorstellung einer Roadmap für das Zentrum für Safe Sport (ZfSS), die Athleten Deutschland ausdrücklich begrüßt. Die Roadmap liefert eine strategische Planungsgrundlage für den weiteren Aufbau des Zentrums für Safe Sport. Damit reiht sie sich in eine Serie von Meilensteinen hin zum Aufbau des Zentrums ein, die seit der Veröffentlichung des Impulspapiers von Athleten Deutschland im Februar 2021 mit Anregungen zum Zentrum in mehrmonatigen Abständen erreicht werden konnten.

Wir sind weiterhin sehr dankbar für das fortwährende Engagement aller Beteiligter – Betroffene, Politik, Sport, Wissenschaft, Fachpraxis und Zivilgesellschaft. Wir sind beeindruckt von der Intensität, mit der an den transformatorischen Weichenstellungen im Spitzen- und Breitensport gearbeitet wird, die mit der Errichtung des Zentrums und damit im Kampf gegen Gewalt und Missbrauch im Sport einhergehen.

Maximilian Klein, Direktor für Sportpolitik bei Athleten Deutschland: „Mit der Roadmap liegt nun ein weiter ausdifferenziertes Aufgabenportfolio des Zentrums entlang der Handlungssäulen Prävention, Intervention und Aufarbeitung vor, das wir vollumfänglich unterstützen. Über 90 Prozent der mehr als 30 Einzelaufgaben decken sich grundsätzlich mit unseren Anregungen und Wünschen aus vorangegangenen Positionspapieren und Stellungnahmen.

Erstmals liegen nun auch Überlegungen zur organisatorischen, finanziellen und personellen Ausgestaltung des Zentrums vor. Hierbei wird deutlich: Um die dem Zentrum zugeschriebenen Aufgaben im Vollbetrieb wirksam zu erfüllen, bedarf es adäquater personeller wie finanzieller Ressourcen in Millionenhöhe, die im Laufe der weiteren Prozesse unbedingt sichergestellt werden müssen.“

Der vorgelegte Stufenplan für den Aufbau des Zentrums zeigt, dass der Prozess nun in eine neue Phase eintreten wird. Die Roadmap gibt einen strategischen Fahrplan für die kommenden Monate und Jahre vor. Im nächsten Schritt wird eine Feinkonzeptionierung des Zentrums unter weiterer Einbindung aller Akteure vorgenommen, bevor es dann seinen operativen Betrieb aufnehmen kann.

Der Stakeholderprozess des BMI trug maßgeblich dazu bei, die nunmehr zweieinhalbjährige Diskussion zum Zentrum inhaltlich fortzuentwickeln und relevante Akteure aus verschiedenen Bereichen regelmäßig an einem Tisch zu versammeln. Es wurde miteinander diskutiert und um Lösungen gerungen. Dabei traten immer wieder auch rechtliche und organisatorische Fragen zu Tage, deren Beantwortung zentral für eine effektive Aufgabenwahrnehmung des Zentrums ist.

Diese Fragen wurden im Verlauf des Prozesses gesammelt und werden nun in einem gutachterlichen Prozess durch die Kanzlei Arnecke Sibeth Dabelstein (ASD) beantwortet. Dieses Gutachten wurde vom DOSB und Athleten Deutschland beauftragt und wird außerdem finanziell unterstützt durch Projektmittel des BMI im Rahmen des Stakeholderprozesses. Des Weiteren fließen Eigenmittel des DOSB sowie eine Zuwendung durch die Oak Foundation an Athleten Deutschland in die Beauftragung mit ein, für die wir sehr dankbar sind.

Der inhaltliche Fokus des Projekts liegt auf der Erstellung eines Safe Sport Codes (SSC) mit materiellem und prozessualem Teil (1) sowie der Beantwortung von Fragen zur organisatorischen Ausgestaltung des Zentrums (2) und zum Anwendungsbereich und Implementierung des SSC (3). Wir wollen damit einen Beitrag leisten, den weiteren Aushandlungs- und Aufbauprozessen zu einer neuen, noch vertiefteren Diskussionsebene und -grundlage zu verhelfen.

Insbesondere die Beantwortung von komplexen Fragen zur Bindungswirkung des SSC, zielführende Governance-Modelle sowie geregelte Verfahrensweisen, Untersuchungs- und Sanktionskapazitäten bei der Bearbeitung von Fällen werden zentral sein, damit das Zentrum überhaupt seine zugeschriebenen Kompetenzen und damit volle Wirkung im Sinne betroffener Personen entfalten kann.

Dabei ist klar: Das Zentrum für Safe Sport kann nur den Grundstein für übergeordnete, ganzheitliche Reformbemühungen inner- und außerhalb des Sports legen, um Menschen, Organisationen und Wettbewerbe im Spitzen- wie im Breitensport bestmöglich zu schützen. Wichtig wird sein, eine aufeinander abgestimmte, effiziente und effektive Integritätsarchitektur zu schaffen, die bereits bestehende sportinterne Strukturen weiter optimiert und um unabhängige Schutzmechanismen ergänzt, etwa gebündelt in Form einer nationalen Integritätsagentur. In einem solchen System müssen verbindliche Verfahrensstandards an den Schnittstellen zwischen sportinternen und sportexternen Stellen definiert werden und festgelegte Konsequenzen auf defizitäre Strukturen und Fehlverhalten folgen.

Athleten Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit mehreren Vertreterinnen und Vertretern in den vom BMI geführten Prozess eingebracht – als Teilnehmende und Vortragende an Plenums- und AG-Sitzungen des Prozesses sowie als Mitglieder des Vorbereitungsteams für die Plenumssitzungen. In den kommenden Monaten und Jahren werden wir die Folgeprozesse mit gleichbleibender Intensität und Energie begleiten, um im Sinne von Betroffenen und unserer Mitglieder für ein optimales Schutzsystem im Sport zu kämpfen.